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Unser Gotteshaus
Unser Gotteshaus ist ehedem St. Wenzel geweiht worden, dem Herzog von Böhmen, der
am 28. September 929 ein Opfer seines Christenglaubens und seiner deutschen
Gesinnung wurde. Seine Verehrung wurde durch Kaiser Otto II (+983) im damaligen
östlichen Reichsgebiet gefördert. Dass aber schon vor dieser Zeit in Rothenstein eine
christliche Kapelle gestanden haben muss - vielleicht auf der „Kapelle“ genannten
Anhöhe nordwestlich des oberen Dorfes – lässt sich daraus schlussfolgern, dass zur Zeit
Karls des Großen (um 800) das Hersfelder Kloster und später das Fuldaer reichen Besitz
in „Rodostein“ hatte. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes unter diesem Namen
war 796. Die Burggrafen von Kirchberg bei Jena hatten das Mittelalter hindurch das
Kirchlehn in Rothenstein. 1343 überließen sie dieses bedingungs- und tauschweise dem
Michaeliskloster zu Jena.
Die Baugeschichte unserer Kirche
Die Baugeschichte ist aus den beiden Steininschriften von 1437 (über dem zugemauerten
Südeingang) und von 1506 (am nördlichen Pfeiler des Chores) so zu deuten: 1437 ein
ganz in Stein hoch geführter Wehrturm mit kurzem Langhaus. In der Jahrhundertmitte
kamen die Arbeiten erst einmal wieder zum Erliegen. Schuld daran war der Sächsische
Bruderkrieg der wettinischen Landesherren, der von 1446 bis 1451 tobte. Erweiterung
1506 durch den gotischen Ostchor mit einem südlichen Chorflankenturm, der den
nunmehr bis auf das achtkappiges, rippenloses Kreuzgewölbe abgerissenen alten
Westturm ersetzen sollte. Die Reformation 1529 verhinderte die Vollendung des Planes.
Nach dem großen Brand von 1553, dem das halbe Dorf mit Pfarre und Kirche zum Opfer
fiel, ward der alte Westturm in Holz wieder aufgerichtet, Chor und Langhaus, die
vordem noch nicht eingewölbt waren mit einer Flachdecke versehen. Die später
eingebauten Emporen waren durch Fachwerkanbauten von der Nordwand der Kirche her
erreichbar. Weitere Renovationen wurden 1672 und 1815 durchgeführt. Die
durchgreifendste im Jahre 1863 beseitigte die malerische Bewegtheit im Äußeren und
Inneren der Kirche.
Aus dieser Zeit stammen die Fenster des Schiffes und sämtliche Außentüren im hoch-
bzw. neogotischen Stil, das Uhrtürmchen, der Emporenbau mit den Treppenzugängen,
das Gestühl. Die Erneuerung des Kircheninneren 1931/34 erweiterte und erhöhte den
Altarraum, schmückte ihn mit Bildwerken aus und richtete die Turmhalle als
Gedächtnisraum und Friedhofskapelle her. Sein jetziges Aussehen bekam der Innenraum
der Kirche im Jahre 1983 durch die Eigeninitiative der Kirchgemeinde, die in vielen
freiwilligen Arbeitsstunden der Turmhalle, dem Schiff und dem Altarraum ein neues
farbiges Gewand gab. In den folgenden beiden Jahren wurde die Poppe-Orgel von der
Firma Speerschneider/ Weimar restauriert und im Jahr 1985 mit einem Orgelkonzert
festlich eingeweiht.
Sehenswürdigkeiten unserer Kirche
In der Turmhalle
Eisenbeschlagene Truhe (um 1480). Darüber Ehrentafel der im Krieg 1914-18
Gefallenen. Links: Grabstein des 2 1/2jährigen Töchterchens Margaretha Rebekka des
Nürnberger Kaufmannes August Friedrich Leekenius, „welches die mit dem Herrn Vater
angetretene Reise mit der Reise zu dem himmlischen Vater verwechselte allhier zu
Rothenstein 1747 den 31. Mai … So ist o Sterblicher dein Leben kein Leben, sondern
eine Reise und deine Wohnung keine Wohnung, sondern eine Herberge.“ (L. setzte der
Kirche ein Legat von 100 Talern aus, dessen Zinsen jährlich zu Büchern für die
Schuljugend bestimmt waren.) Rechts der Ehrentafel: Grabstein des 1715 im Alter von
71 Jahren verstorbenen Magisters Johann Friedrich Vulpius, der 39 Jahre Pfarrer von
Rothenstein war (Urgroßvater von Christiane Vulpius, der Gattin Goethes; Inschrift
wörtlich: „So will ich ihnen die Krone des Lebens geben. - Wohlverdientes Denck- und
Ehren-Mahl des Weyland WohlEhrwürdigen und in Gott andächtigen Herrn Mag. John.
Friedrich Vulpij in die 39 Jahr wohlmeritirten Seelsorgers der Gemeinden Rotenstein u.
Ölckenitz wie auch Erb- u. GerichtsHerr der Kayserl. FreyZinßen zu Hamerstädt u.
Freysaß auf das Guth zu NiederRoßla ist zu Wormstädt ao 1644 d. 8. Jan geboren, Zum
hisigen Pastorat so 1676 beruffen in die 1. Ehe mit Jfr. Margaretha gebohrene Oheimin
aus Hoff ao 1681 getreten u. 3 Kinder gezeuget. In 2. Ehe mit Jfr. Maria Elisabetha
gebohrenen Schmidtin von Schleiz sich so 1685 begeben u. in fried. gesegneter Ehe 11
Kinder erzeuget, ein Vater 25 Kinder u. Kindeskinder starb er d. 18. Apr. 1715 Seines
alters 71 Jahr 3 Mo 7 tage.“ Ein 1934 errichteter Altar gab dem im Turmsockel
befindlichen Raum den Charakter eines Andachtsraumes.
Im Altarraum
Die heilige Familie (Rhönschnitzerei, Entwurf von Prof. Blechmidt/ Eisenach 1932).
Das heilige Abendmahl (Holzbildwerk eines unbekannten Meisters um 1810).
Der Marmoraltar, Stiftung des Pfarrers Hagen 1863, das Kruzifix, Rhönschnitzerei,
das Altarglasfenster mit dem segnenden Christus (von Glasmaler Franke – Naumburg,
1914) blieb als einziges Fenster der Kirche bei der Brückensprengung 1945 erhalten. Die
übrigen Chorfenster wurden in den 50iger Jahren von Fritz Körner mit den Symbolen der
Evangelisten und Kornähren und Weintrauben versehen neu gestaltet. Der Taufstein mit
der Jahresangabe der Renovation 1570, stammt nach Kennern aus dem 12. oder 13.
Jahrhundert. Eine Holzfigur Christus in der Rast (1450) steht am Karfreitag am Altar.
Auf den Emporen
Links: Gemälde von Andreas Ahammer 1585, der Gekreuzigte mit Maria, Johannes und
Magdalena; darunter die Stifterbildnisse der Familie Ahammer. Rechts: Im reich
geschnitzten Holzrahmen die Enthauptung Johannes des Täufers mit Hinweis, dass
Johann Grau, Bürger und Handelsmann wie auch Rath-Verwandter in Jena und dessen
geliebte Hausehre Barbara Grauin geb. Hoffmann „die Kirche hat renovieren lassen.“
Orgel unter Verwendung einer 1729 von Joh. Conrad Vockerodt – Löbschütz erbauten
i. J. 1863 neu errichtet von Friedrich Poppe – Stadtroda.