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Die Oelknitzer Kirche ist eine einschiffige Kirche mit einem ungewöhnlichen
Chorturm von malerischer Wirkung. Der massive, annähernd quadratische Chor, der
im untersten Bereich wohl frühgotisch (d.h. um 1250) ist, wurde 1689 umgebaut. Das
alte Chorgewölbe und der ursprüngliche Triumphbogen wurden beseitigt, damit die
Höhe des Chorraumes der des Schiffes angeglichen werde konnte. Auf das
Mauerwerk des Chores setzte man zwei Fachwerkgeschosse auf. Das oberste Geschoß
ist stark zurückgesetzt, da die nun sichtbaren Ausmaße für die Aufnahme des
Glockenstuhles ausreichten. Im unteren Chorbereich befinden sich zugemauerte kleine
Rund- und Spitzbogenfenster der Erbauungszeit, die bei Renovierungsarbeiten vor ca.
100 Jahren wieder entdeckt wurden (von außen an der Ostseite sichtbar), darüber
große Fenster des späten 17. Jahrhunderts. Das schmucklose Schiff, das wegen der
regelmäßigen Frühjahrshochwasser stark gelitten hatte, wurde 1838 neu erbaut (siehe
Bauinschrift am Westportal). Im Schiff befinden sich dreiseitige, an den Langseiten
zweigeschossige Emporen und eine Stuckrahmendecke, deren nördliche Hälfte
2003/04 nach Hausschwammbefall erneuert werden musste. Dieser war während der
Neueindeckung des Kirchenschiffdaches entdeckt worden, als ein Dachdecker durch
die Saaldecke brach und auf der zweiten Empore landete. Der untere Wandbereich
wurde 1938 steinsichtig gemacht.
Die Mauerzungen zu beiden Seiten der Choröffnung wurden als Wandpfeiler mit
Kämpfer ausgebildet. Der Chor wurde 1927 durch eine Querwand mit Kanzelaltar und
Wandbild geteilt (der vorherige Zustand ist noch auf einer alten Postkarte erkennbar).
Auf dem Wandbild ist Christus als Retter des vom Hochwasser bedrohten Dorfes
Oelknitz zu sehen. Konkreter Anlass für die Herstellung der Gemälde war wohl die
auf der linken Seite dargestellte Hochwasserkatastrophe von 1890, die Teile von
Oelknitz vernichtete. Vom alten Kanzelaltar blieben Korb und Schalldeckel erhalten.
Seine flankierenden Säulen stammen wie die Emporen wahrscheinlich aus dem 20.
Jahrhundert.
1995 erfolgte eine Restaurierung des baufällig gewordenen Turmes.
Der Sandsteinfußboden des Schiffes wurde 2002 saniert bzw. erneuert. 2004 wurde
das Dach des Kirchenschiffes neu eingedeckt. Zum Inventar gehören ein achteckiges
steinernes Taufbecken von 1576 und ein elegantes klassizistisches, in seiner Form und
Farbgebung den Geschmack des Empire verkörperndes Taufgestell von ca. 1838. Die
Orgel wurde 1758 von Justinus Ehrenfried Gerhardt gebaut, dem Gründer der
Thüringer Orgelbauerfirma. Sie ist größtenteils original erhalten. Hier findet sich auch
eine der wenigen unveränderten Manualklaviaturen des Erbauers. Die Ohren am
Prospekt sind kunstvoll gearbeitet und zeigen u.a. Musikinstrumente. Die
Restaurierungsarbeiten erfolgten zwischen 2012 und 2014, wobei an der linken
Gehäuseseite die ursprüngliche barocke Farbfassung freigelegt wurde.