© Kirchengemeindeverband Göschwitz - Rothenstein 2015 - 2021
Die Mauaer Kirche war Patronatskirche des Zisterzienserklosters Grünhain im
Erzgebirge. Im östlichen Schlussstein des Chores erkennt man das Wappen des
Klosters mit der dreifachen päpstlichen Krone (Tiara). Der gotische Chor dieser
Dorfkirche wurde in den Jahren 1468 bis 1483 erbaut, nachdem eine romanische
Vorgängerkirche 1450 im Sächsischen Bruderkrieg zerstört wurde. Am nordöstlichen
Strebepfeiler befand sich eine Inschrift, welche übersetzt lautet: Im Jahre des Herrn
1468 am 6. Mai ist dieser Bau begonnen worden – Petrus Mawer Pfarrer. Die
Inschrift wurde wegen starker Verwitterung gesichert und im Inneren des
Kirchenschiffes angebracht. Der westliche Schlussstein des Chores trägt in
Abkürzung die Inschrift anno domini 1483, also das Datum der Fertigstellung. Vom
Baugeschehen künden darüber hinaus die zwei Schlusssteine an den unteren Enden
der Chorrippen: Der nordöstliche Kopf zeigt den damaligen Pfarrer Petrus Mawer,
der südliche den Baumeister. In der Mitte ist eine Rose zu sehen. Dies könnte
einfach eine Verzierung sein, wahrscheinlicher aber ist sie ein Symbol für das
Beichtgeheimnis. In den alten deutschen Kirchen war über den Beichtstühlen eine
Rose angebracht. Bei einem Dorfbrand im Dreißigjährigen Krieg brannte 1640 das
Kirchenschiff ab, welches 1644 bis 1646 wieder aufgebaut wurde. 1819 wurde das
Gebäude grundlegend umgebaut. Das Eisengestell für die Uhrenglocken wurde in
diesem Zusammenhang auf das Dach gesetzt. Es wurden die Emporen und der
Kanzelaltar eingebaut. Außerdem sind im Kircheninneren zwei Flügelaltäre aus
vorreformatorischer Zeit erhalten. An der nördlichen Chorwand befindet sich ein
Marienaltar, den 1513 Franz Geringswald aus Altenburg in Thüringen schuf. Die
äußere Bemalung stellt die Verkündigung mit Maria und Erzengel Gabriel dar. Der
andere Altar mit einer Pieta im Mittelschrein, der sich heute an der südlichen
Chorwand befindet, könnte 1483 in den Hochaltar eingebaut gewesen sein. Die
Äußere Bemalung zeigt die Heiligen Michael und Sebastian. Geschnitzt wurde
dieser Altar um das Jahr 1450. Der Schnitzer selber ist nicht namentlich bekannt.
Der Taufengel im Chorraum ist eine Holzschnitzerei aus dem 18. Jhd.. Die Orgel ist
ein Werk des Thüringer Orgelbauers Witzmann aus dem Jahr 1866. Im 1. Weltkrieg
wurden die Prospektpfeifen zu Kriegszwecken eingezogen und durch eine Holztafel
mit aufgemalten Pfeifen ersetzt. Erst 2003 konnten im Rahmen einer
Generalüberholung der Orgel wieder echte Prospektpfeifen nach altem Muster
eingebaut werden. Eine Glocke im Kirchengeläut stammt von Johann Berger aus
Weimar aus dem Jahr 1640. Sie ist in gutem Zustand und wird noch heute geläutet.
Hohe Lanzettfenster erhellen die Kirche. Das Buntglasfenster im Osten des Chores,
das durch die Altarwand verdeckt wird, zeigt den auferstandenen Christus als
Weltherrscher. Dieses Fenster wurde bei der Sprengung der Holzbrücke über die
Saale 1945 stark beschädigt und konnte erst 1995 mit Spenden der befreundeten
Kirchengemeinde von Essen-Steele wieder restauriert werden. In die Nordwand des
Chores ist ein Sakramentsschrein mit spätgotischem Giebel eingelassen. Die einzige
Totentafel im Saal der Kirche ist dem Müller Johann Gottfried Letzsch gewidmet,
der vom 26. August 1716 bis zum 19. Februar 1781 in der noch bestehenden Mühle
lebte und wirkte. Der Schrank an der Schwelle zum Chor ist mit gotischen
Schablonenmalereien versehen und stammt aus der Übergangszeit von der Truhe
zum Schrank um 1450. Er ist somit eines der ältesten Möbel dieser Art in Thüringen.
Er war mindestens seit 1819 auf dem Dachboden abgestellt und Alter und
kunsthistorischer Wert wurden zufällig im Rahmen einer Kunstguterfassung
erkannt. Er wurde in den Jahren 2007 und 2008 aufwendig restauriert. Die letzte
Restaurierung des Innenraumes fand 2002 statt. Sie folgte dem Vorbild der
farblichen Umgestaltung von 1932.