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Filialkirche der Kirche St. Laurentius zu Maua.
Beide gehörten als Pfarrlehn und Patronatskirchen zum Zisterzienserkloster Grünhain im
Erzgebirge. Die Zisterzienser hatten aus ihrem Stammland Burgund den Weinbau
mitgebracht. Weil das Erzgebirge hierfür nicht geeignet war, erwarben sie mit der Zeit
Ländereien für diesen, zum Beispiel die so genannte „Gacht“ oder „Jacht“ bei Maua
(wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Jagdberges zwischen Maua und Leutra gelegen).
Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Weinberge wieder verwüstet, weil sie
über die Entfernung nur noch schwer zu bestellen und zu versorgen waren.
Noch länger genutzt wurde ein in vortrefflicher Lage, gleich oberhalb der Kirche am
Eselsweg nach Oßmaritz gelegener Weinberg, der „Herrenweingarten“ oder „Herrenberg“
genannt wurde.
Auch die Flurbezeichnungen „Mönchsleite“ in Leutra und „Mönchsberg“ und
„Mönchsgraben“ in Maua sind Hinweise auf die klösterlichen Bezüge der Gegend.
Eine Volkssage erinnerte noch an die Zugehörigkeit beider Kirchen zu einem Kloster.
Wegen der in Vergessenheit geratenen Zuordnung zu Grünhain, hat man dieses später in
Leutra selbst gesucht.
Die Kirche St. Nikolaus war ursprünglich romanisch (d.h. nach Art der Römer gebaut,
besonders nach deren Bogen- und Wölbetechnik mit Bruchsteinen und behauenen
Quadern), erkennbar an der heute noch benutzten Eingangstür an der Südseite mit
halbkreisförmigem Bogen. Ebenfalls wahrscheinlich schon aus dem 12. Jahrhundert, der
Ursprungszeit der Kirche, stammt der Taufstein.
Die Kirche ist eine für Thüringen typische Chorquadratkirche, bei der sich an einen
rechteckigen Saal in Richtung Osten ein ebenfalls rechteckiges Altarhaus, Chor genannt,
anschließt.
In der Übergangszeit von Romanik zur Gotik um 1250 wurde der Chor dann zum Turm
aufgestockt.
Die Kirche diente mit ihren dicken Mauern als Wehrkirche, also als Fluchtburg, in der die
Dorfbewohner mit ihrer Habe bei Überfällen Schutz suchten. An diesen Zweck erinnern
auch noch an Reste eines Wehrganges und einer zusätzlichen mit Schießscharten und
Ecktürmen versehenen Mauer. Der Eingang wurde durch eine schwere eisenbeschlagene
Tür gesichert. Für den Schatz der Kirche, die vasa sacra, also Kelch, Patene,
Hostienbüchse und Weinkanne wurde eine Holztruhe angefertigt, die aus einem Baum
besteht.
Besonderes Kleinod der Kirche ist das auf der Ostseite gelegene Elfpassfenster, die
Rosette von Leutra. Es weist in seiner Symbolik auf die elf Jünger Jesu hin, die sich am
Ostermorgen versammelten.
Judas, der zwölfte, hatte sich ja nach seinem Verrat erhängt. Dieses architektonische
Symbol soll in Verbindung zu einem liturgischen Ritus gestanden haben, nach dem das
Abendmahl in der Ostermesse genau in dem Moment eingesetzt wurde, wenn die ersten
Sonnenstrahlen durch den Elfpass auf den Altar fielen. Spätestens der Einbau des
Hochaltars hat diesem Brauch ein drastisches Ende bereitet.
Auf der Südseite des Langhauses ist unter der Traufe ein roher Kopf eingemauert. Nach
einer örtlichen Überlieferung soll er an einen beim Bau herunter gestürzten Arbeiter
erinnern, was allerdings bei einem Sakralbau eher ungewöhnlich wäre. Eine andere
Version vermutet, dass es sich um eine Abbildung des Patrons, also des Nicolaus handelt.
Heilige wurden allerdings, damit sie klar zu erkennen waren, meistens mit ihren Attributen
dargestellt, also Nicolaus mit der Bischofshaube, dem Bischofsstab und den drei
Goldäpfeln, die hier fehlen. Bleibt noch der besonders in der Romanik weit verbreitete
Brauch, im Dachbereich, meistens an den Sparrenköpfen kunstvoll gestaltete, aber
möglichst grässliche Fratzen und Monsterfiguren anzubringen. Dies sollte der
Dämonenabwehr dienen, indem diesen sozusagen ein Spiegel vorgehalten wurde und sie
erschrocken umdrehen sollten. Dadurch wurde die Kirche im doppelten Sinne zur
Wehrkirche. Das eher freundliche Gesicht der Gestalt könnte von einer späteren
Bearbeitung herrühren. Auch die Decke, das Gestühl, die Emporen- und Altareinbauten,
die großen rechteckigen Fenster und die Außentreppe stammen erst aus dem 17. bis 19.
Jahrhundert.
Die Orgel wurde von der Firma Eiffert/ Stadtilm gebaut.
Der größte Teil dieser Umgestaltungsarbeiten erfolgte um 1791.